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Alice Šrámková | January 26, 2017

Zeitpunkt der handelsrechtlichen Erträge und deren Bewertung

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Der Zeitpunkt, in dem die Buchführungseinheit einen Erlös (Ertrag) bucht, hat eine wesentliche Bedeutung sowohl aus der Perspektive der Buchhaltung, als auch aus der Perspektive der Einkommen-/Körperschaftsteuer.  Im Gegensatz zur Mehrwertsteuer, bei der das Datum des Steuertatbestands klar definiert wird, betreffen die Rechnungslegungsvorschriften diesen Bereich nur marginal und die Einkommen-/Körperschaftsteuern übernehmen die Daten aus der Buchhaltung ohne weitere Anpassungen. 

Die grundlegende Bestimmung, die die Erfassung der Erträge betrifft, finden wir im § 3 Abs. 1 Buchhaltungsgesetz (nachfolgend als „BuchHaltG“), und zwar, dass die Fälle in einer sachlichen und zeitlichen Beziehung, unabhängig von dem Zeitpunkt der Bezahlung gebucht werden.  Die Erträge müssen daher im Zeitraum deren Entstehung gebucht werden, und in dem gleichen Zeitraum müssen auch die zusammenhängenden Aufwendungen gebucht werden.  An diese Anforderung bezieht sich der Zeitpunkt des Tatbestands des Buchungsfalls, der gemäß § 11 BuchHaltG ein obligatorischer Bestandteil einer Rechnung ist, und er wird in dem tschechischen Buchhaltungsstandard 001 - Konten und Grundsätze der Buchung auf den Konten beschrieben.  Leider wird der Zeitpunkt des Tatbestands des Buchungsfalls nur als eine Auflistung beschrieben, als ein Tag, an dem eine Lieferung geliefert wird, eine Schuld in Geld beglichen wird, eine Forderung bezahlt wird, eine Forderung abgetreten oder eingebracht wird, eine Anzahlung geleistet oder angenommen wird usw. Auf eine Ertragsbuchung bezieht sich, wenn wir über Erlöse sprechen, von dieser Aufzählung der Tag der Leistung der Lieferung.

In vielen Fällen ist der Tag der Lieferung zum Beispiel aus der Unterzeichnung des Lieferscheins durch den Kunden oder aus der Ausstellung eines Übernahmeprotokolls ersichtlich.  In der Praxis gibt es auch komplexere Situationen, nicht nur aus der Perspektive des Zeitpunkts der Ertragsbuchung, sondern auch aus der Perspektive dessen Bewertung.  Zum Beispiel, wenn der Preis für den Verkauf eines Produkts auch eine zweijährige Garantiewartung oder eine verlängerte Garantie enthält.  Soll in diesem Fall der gesamte Verkaufspreis als Ertrag zum Zeitpunkt der Produktlieferung gebucht werden oder wird er teilweise zeitlich abgegrenzt?  Wenn er zeitlich abgegrenzt wird, wie werden die einzelnen Teile bewertet? Wenn er nicht zeitlich abgegrenzt wird, soll eine Rückstellung gebildet werden? Und wenn der Kunde die Ware zurückgeben kann? Oder er nachfolgend einen Rabatt oder einen Teil der Produkte kostenlos erhält?

Mit Ausnahme der oben genannten Bestimmungen, finden wir in den tschechischen Rechnungslegungsvorschriften keine Antworten auf diese Fragen.  Die Erfassungs- und Bewertungsweise dieser Transaktionen sollte dabei in der internen Richtlinie der Buchführungseinheit beschrieben werden.  Bei der Ausarbeitung dieser Richtlinien können die Buchführungseinheiten nach den Rechnungslegungsstandards (IFRS) vorgehen.  Im Standard IFRS 15 – Erträge aus vertraglichen Beziehungen mit Kunden - ist im Detail die Methodik der Bildung eines Ertrags und dessen Bewertung beschrieben, und der Standard wird mit einer ganzen Reihe von Beispielen ergänzt.  Wie wird die Erfassung der Erträge in den IFRS verstanden?

IFRS 15 enthält fünf Schritte zum Thema der Erträge:

  1. Identifizierung des Vertrags mit dem Kunden
  2. Identifizierung der einzelnen vertraglichen Verpflichtungen
  3. Bestimmung des gesamten Vertragspreises
  4. Aufteilung des Preises auf die einzelnen vertraglichen Verpflichtungen
  5. Erfassung des Ertrags bei der Einhaltung der einzelnen vertraglichen Verpflichtungen

Gehen wir zurück auf das oben genannte Beispiel des Warenverkaufs mit einem nachfolgenden Service für den Gesamtpreis von 2 Mio. CZK, und verwenden wir für diesen Fall das 5-Schrittmuster:

  1. Vertrag über die Lieferung eines Produktes X mit einem nachfolgenden Service
  2. Verpflichtung zur Lieferung des Produkts und zwei-Jahre-Service-Verpflichtung
  3. Vertraglich vereinbarter Preis in Höhe von 2 Mio. CZK
  4. An dieser Stelle bietet der IFRS 15 zwei Varianten der Lösung — wenn die Buchführungseinheit beide Produkte selbstständig verkauft, und jetzt hat sie sie als ein „Paket“ wahrscheinlich mit einem Rabatt verkauft, dann wird der gewährte Rabatt gleichmäßig zwischen den Preis des Produkts und den Service verteilt. Wenn jedoch der zwei-Jahre-Service seitens der Buchführungseinheit nicht als Produkt angeboten wird, ist es notwendig, diesen Teil des Vertrags als die zu erwartenden Kosten zu bewerten, die nachträglich um die Gewinnmarge der Buchführungseinheit erhöht wird.
  5. Ein Teil des Ertrags wird zum Zeitpunkt der Lieferung des Produkts erfasst, der restliche Teil wird im Lauf von zwei Jahren nach der Lieferung zeitlich abgegrenzt.

Solche Überlegungen über komplexe und bedeutende Transaktionen helfen bei der Vorbereitung der internen Richtlinien und sind gleichzeitig eine Quelle von unterstützenden Argumenten in Diskussionen über solche Transaktionen mit dem Wirtschaftsprüfer oder mit der Finanzverwaltung. Andererseits müssen wir anmerken, dass nicht alle IFRS-Regeln in die tschechische Buchhaltung der Unternehmer übertragen werden können, wie zum Beispiel die Bewertung mit dem Zeitwert oder die Erfassungsweise der langfristigen Werkverträge seitens des Lieferanten.  Auf jeden Fall können die IFRS eine Quelle der Inspiration im Vakuum der tschechischen Rechtsvorschriften nicht nur im Bereich der Erfassung der Erträge.